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In den Monat September fallen viele Gedenktage erlittenen Unrechts für Kurden. Ein neu hinzugekommener solcher Gedenktag ist der, der an den Tod von Jina aus Saqqez erinnert.
Zum Jahrestag der Jin-Jiyan-Azadi Proteste. Rojhelat besonders gefährdet
Am 16. September vor einem Jahr ist eine junge Kurdin aus den Kurdengebieten im Iran, namens Jina (oder Mehsa, welcher Name in ihren persisch-sprachigen offiziellen Papieren eingetragen ist) während eines Besuches in Teheran von der islamistischen Sittenpolizei des Landes gewaltsam verhaftet worden. Es ging um die Art wie Jina ihr Kopftuch gebunden hatte. Als Jina merkte, dass sie verhaftet und zu zu isolierten Vernehmungen zur Polizeistation gebracht werden sollte, setzte sie sich mutig zur Wehr, was dokumentiert wurde. Nachdem sie bald darauf und noch in Polizeigewahrsam verstorben war, wurde sie teils unter ihrem persischen Namen Mehsa und teils als Jina im ganzen Iran bekannt. Monatelang kam es immer wieder zu Protesten von jungen Menschen, von Schülern und Studenten. Was am 11. September in Teheran passiert war, die so brutale Verletzung der Menschenwürde einer der ihren und dann ihr anschließender Tod, sollte zur Mahnung werden und auf Änderung der bestehenden Verhältnisse drängen. Aber die Mullahs hielten Kurs. Wo es zu größeren Protesten kam, wurde von den Sicherheitskräften hart zugeschlagen, am härtesten in Rojhelat (Ostkurdistan), in den Kurdengebieten im Wesen des Irans.
Die Mehrzahl der von den Religionsgerichten des Landes verhängten Todesurteile wurden seit Beginn der Jin-Jina-Azadi Proteste gegen Kurden ausgesprochen.
Der unversöhnliche Kurs hatte mit Revolutionsführer Khomeini begonnen
Vorsorglich sozusagen, zur Erinnerung, dass die Führung der Islamischen Republik Iran das Erbe ihres islamischen Revolutionsführers Khomeini getreulich weiterführt, wie seither (nach dessen Tod am 3. Juni 1989).
In der Tat, es war Ayatollah Khomeini, der die islamische Revolution in ihrer Frühzeit selbst orchestrierte, der den Vorbehalt der Rojhelat-Kurden an der islamischen Revolution teilzunehmen, ihr Wunsch auf Autonomie für Ostkurdistan, nach einer Zeit des taktischen Hinhaltens der Kurden mit äußerster Härte begegnete. Die von Dr. Abdulrahman Ghassemlou, dem seinerzeitigen Vorsitzenden der DPK-Iran, geführten Rojhelat-Kurden entwickelten sogar einen Plan für ihre Einbindung in den entstehenden Islamischen Staat. Doch der Religionsführer sprach eine islamische Fetwa gegen sie im Kollektiv aus.
Und als am 22. September 1980 der Irak-Iran-Krieg begann (mit einem Einmarsch der von Saddam Hussein befehligten irakischen Armee), wusste Revolutionsführer Khomeini, diese Situation zu nutzen, um die Forderungen der Kurden auf Selbstbestimmung/ Autonomie zur Null zu machen. Als der Krieg acht Jahre später mit einem von Khomeini selbst noch unterzeichneten Waffenstillstand beendet war, mit unzähligen Opfern von Kurden dies- und jenseits der Grenze zum Irak bis hin zum Verbrechen des Einsatzes von Giftgas, blieb der Ayatollah dennoch bei seiner Haltung, keine Autonomie oder Selbstbestimmung für Kurden im Islamischen Iran.
Auf perverse Weise wurden den Kurden jedoch Hoffnung gemacht. Sie glaubten ein Verhandlungsangebot erhalten zu haben, als Dr. Ghassemlou sich am 13. Juli 1989 zu einem Treffen in einer Wohnung in Wien einließ. Die Verhandler waren aber mit dem Auftrag gekommen, Dr. Ghassemlou kaltblütig hinzurichten, wie eine anschließend von der Wiener Polizei erstellte Dokumentation ergab.
Die nach dem Tod des Revolutionsführers installierte neue Führung machte in dem Stil weiter. Drei Jahre später, am 17. September 1982, wurden weitere Kurdenpolitiker im Exil hingerichtet. Es war die verbliebene DPK-Iran Spitze, die auf Einladung der Sozialistischen Internationale nach Berlin gekommen war. Sie und wer sich noch mit ihnen in dem Restaurant-Hinterzimmer befand, alle wurden mit Maschinengewehren hingerichtet. Ein Berliner Gericht konnte in einem langen Verfahren eindeutig klären, dass die Killer im Auftrag der Staatsspitze der Islamischen Republik Iran gekommen waren.
Das Gerichtsurteil an sich ist wertvoll. Nur hat sich auf der politischen Ebene dadurch nichts geändert.
Ungewöhnlich, WKI Präsident gratuliert HDP zu ihrem erfolgreichen Kongress
Wir erinnern uns, die in der Türkei immer wieder mit Parteiverbot bedrohte HDP, hatte bei den letzten Wahlen noch weniger Stimmen erhalten und ihre beiden derzeit Gefängnisstrafen absitzenden Ko-Vorsitzenden waren aus dem Gefängnis gemeinsam zurückgetreten.
Das seit 1996 bestehende Washington Kurdish Institute ist inzwischen vorbehaltslos an der Seite der HDP, so die Titelzeile ihres Rundbriefes vom 29. August: WKI Präsident gratuliert HDP zu ihrem erfolgreichen Kongress. In der Tat, die HDP hat sich aus der Situation der ständigen Verfolgung durch das Erdogan-Regime lösen können.
Was von der HDP seit 2015 übrig war, die mehr als 7 Jahre lang ständig von Sicherheitskräften belagert gewesen war und sich immer wieder Übergriffen national-türkischer Rechtsextremisten ausgesetzt sah, dieser Schatten einer ehemals erfolgreichen Partei, schaffte dennoch - mit neuem Mut - einen Neuanfang. Auf ihrem 4. Außerordentlichen Parteikongress wurden nach Absprache einstimmig zwei neue Ko-Vorsitzende mit besonderem Auftrag wählte.
Ein besonderer Auftrag, zwei historische Reden
Der besondere Auftrag regelte den Fall des Verbots der HDP, z.B. vor den 2024 in der Türkei abzuhaltenden Kommunalwahlen. Sollte es nötig oder ratsam sein, würden die beiden Vorsitzenden oder andere HDP Delegierte sich dennoch wählen lassen, und sei es als Mitglieder anderer Parteien, seien es kleine linke Parteien oder Linke Grüne. Keine Stimme, die im Sinne der Besserung der Lage der Kurden in der Türkei abgegeben wird, würde im Fall des Verbots der HDP verloren gehen.
Inzwischen wird nicht nur die HDP in aktuellen Medienberichten als pro-kurdisch gekennzeichnet. Das macht Hoffnung auf eine an Stärke gewinnende Bewegung, hin zur offenen Solidarität mit den bis jetzt in der Öffentlichkeit oft allein gelassen wirkenden Kurden.
Neu in der Türkei! Kleine Parteien der Linken haben nichts dagegen, 'pro-kurdisch' genannt zu werden
Die bewegenden Reden der beiden neuen Ko-Vorsitzenden sind auf der HDP Webseite veröffentlicht.
Wer zu der HDP Webseite geht und die Reden liest, eine war im Original in Türkisch gehalten, die andere in Kurdisch, findet vielleicht wie wir, dass sie es wert sind, aufbewahrt und vor allem wahrgenommen zu werden.
In eigener Sache
Was die in diesem Jahr noch anstehende Würdigung unserer 2023 Jemal Nebez Preisträgerin Zara Mohammadi angeht, wir sind weiter bemüht, eine angemessene Lösung zu finden.
Derzeit können wir nur wiederholen, dass wir stolz auf ihre Standhaftigkeit und ihre exzellente Arbeit im Dienste kurdisch-sprachiger Bildung in Rojhelat bzw. in den Kurdengebieten im Iran sind. Und dass es unser ureigenstes Anliegen ist, sie als Mensch sowie ihre Arbeit weithin bekannt zu machen.
Mit allen guten Wünschen.
Reez w silav!
Jemal Nebez Stiftung
Rechtsfähig und gemeinnützig
Hier in der Galerie zeigen wir manche Bücher und Schriften unseres Namensgebers. die auf seiner weiter bestehenden Webseite anschaulich aufgelistet sind: https://jemalnebez.org/jemalnebez_literatur.html
Wer eine nicht aufgelistete Schrift von Jemal Nebez in seinem Besitz hat, möge uns das bitte mitteilen, gerne über unser Kontaktformular. Das Ziel ist ein umfassendes Verzeichnis der Werke und Schriften unseres Namensgebers Jede Hilfe ist willkommen.